DeepSeek und die Folgen: Wendepunkt beim KI-Höhenflug?
Interview mit Fondsmanager Bernhard Ruttenstorfer, Senior Fund Manager ERSTE STOCK TECHNO
Das neue KI-Modell des chinesischen Start-Ups DeepSeek hat die Tech-Branche Ende Jänner am falschen Fuß erwischt. Aufgrund der deutlich geringeren Kosten des Modells aus dem Reich der Mitte kamen die bekannten Big-Tech-Player wie Nvidia, Meta oder Microsoft plötzlich gehörig unter Druck. Lässt sich deren kosten- und energieintensives Geschäftsmodell womöglich deutlich günstiger und ressourcenschonender realisieren?
Wir haben Bernhard Ruttenstorfer, Lead Manager des ERSTE STOCK TECHNO, gefragt, mit welchen Folgen er rechnet und was diese Entwicklung für den von ihm verwalteten Technologie-Flaggschifffonds bedeutet.
Bitte beachten Sie, dass eine Veranlagung in Wertpapieren neben Chancen auch Risiken birgt. Die hier angeführten Unternehmen sind beispielhaft ausgewählt worden und stellen keine Anlageempfehlung dar. Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Wertentwicklungen.
Was war der Grund für die hohen Wellen, die DeepSeek geschlagen hat?
DeepSeek R1 erreicht mit älteren, schwächeren Chips eine Leistungsfähigkeit, die mit führenden Systemen wie jenen von OpenAI konkurrieren kann. Das an sich ist schon bemerkenswert, es gibt aber noch einige weitere Punkte, die herausstechen: Zum einen ist DeepSeek Open Source und läuft auf privaten Computern. Diese Entwicklung könnte das Geschäftsmodell großer KI-Unternehmen grundlegend in Frage stellen. Während Anbieter wie OpenAI auf kostenintensive Serverinfrastrukturen und abonnementbasierte Zugänge setzen, ermöglicht DeepSeek eine dezentrale Nutzung – potenziell ein Paradigmenwechsel in der KI-Branche.
Könnte DeepSeek der Auslöser für das Platzen einer „KI-Blase“ sein?
Ich bewerte das Aufkommen des DeepSeek-Modells grundsätzlich positiv und glaube nicht, dass es sich bei künstlicher Intelligenz um eine Blase handelt, die platzen könnte. Trotz der plötzlichen Börsenturbulenzen sehe ich kurz- bis mittelfristig keine gravierenden Folgen für die arrivierten Unternehmen in der Tech-Branche. Der Datenhunger ist nach wie vor ungebrochen. Das kann man auch daran erkennen, dass die geplanten Investitionen der Big-Tech-Player in die Datacenter-Infrastruktur bis jetzt nicht widerrufen wurden. Die Sorge von Überkapazitäten ist aus meiner Sicht für die nächsten Jahre völlig unbegründet, denn effizientere, günstigere Modelle werden die Nutzung weiter befeuern und den Bedarf an Rechenleistung ankurbeln. Die USA haben angekündigt, für die Weiterentwicklung von KI-Modellen gigantische 500 Milliarden US-Dollar bereitzustellen.

(c) Photo: Stephan Huger
„Ich bewerte das Aufkommen des DeepSeek-Modells grundsätzlich positiv und glaube nicht, dass es sich bei künstlicher Intelligenz um eine Blase handelt, die platzen könnte.”
Bernhard Ruttenstorfer, Fondsmanager ERSTE STOCK TECHNO
Wird durch ressourcenschonende künstliche Intelligenz nicht Software wichtiger als Hardware?
Durch DeepSeek und ähnliche Technologien wird eine Verlagerung von Hardware zu Software erkennbar. Da DeepSeek im Vergleich zu bisherigen Lösungen erheblich kosteneffizienter ist, könnten Softwareunternehmen, die KI erfolgreich in ihre Produkte integrieren, verstärkt ins Rampenlicht rücken. Für Unternehmen wie Salesforce, SAP und ServiceNow ergeben sich gleich zwei Vorteile: Zum einen könnten leistungsfähigere KI-Anwendungen zu attraktiveren Preisen die Umsätze ankurbeln, zum anderen ließen sich die Betriebskosten senken – ein doppelter Gewinn.
Welche Lebens- und Arbeitsbereiche wird KI in nächster Zeit ganz konkret revolutionieren?
Aus meiner Sicht sind es vor allem drei Themenfelder, in denen die künstliche Intelligenz schon bald neue Maßstäbe setzen wird: Im Unternehmensbereich werden zunehmend „KI-Agenten“ und „Humanoide Roboter“ zum Einsatz kommen, im privaten Bereich geht der Trend eindeutig in Richtung autonomes Fahren.
Was kann man sich unter „KI-Agenten“ vorstellen?
Damit sind persönliche Assistenten gemeint, die weit mehr als klassische Chatbots sind. Diese intelligenten Mini-Programme können selbstständig Aufgaben ausführen, Entscheidungen treffen und mit anderen Systemen interagieren, ohne dass der Mensch jeden einzelnen Schritt vorgeben muss.
Wenn in einem Unternehmen mehrere KI-Agenten, die jeweils auf unterschiedliche Aufgabenfelder spezialisiert sind, orchestriert zum Einsatz kommen, eröffnen sich völlig neue Möglichkeiten – zum Beispiel im Customer-Care-Bereich. Personal- und arbeitsintensive Vorgänge wie die Bearbeitung einer Kundenreklamation könnten in Zukunft völlig autonom mittels KI-Agenten abgewickelt werden. Nehmen wir ein Beispiel: Kund:innen beschweren sich, dass sie eine zu geringe Liefermenge bekommen haben. Deren Anliegen werden vom „Reklamations-Agent“ entgegengenommen und an den „Logistik-Agent“ zur Prüfung weitergeleitet. Stellt sich heraus, dass sich die Kund:innen zurecht beschwert haben, entschuldigt sich der „Reklamations-Agent“ per E-Mail bei den Kund:innen und stimmt die weitere Vorgangsweise mit ihnen ab. Je nach Kundenwunsch kommt dann entweder der „Buchhaltungs-Assistent“ ins Spiel, der den zu viel verrechneten Betrag refundiert, oder der „Logistik-Agent“ kümmert sich um die Nachlieferung. Das alles geht rasend schnell – die Kund:innen erhalten somit zeitnah ein Feedback zu ihrem Anliegen. Was kann man sich mehr wünschen?
Spannend – und wie ist das mit humanoiden Robotern?
Dabei handelt es sich um Industrieroboter auf zwei Beinen, die mittels künstlicher Intelligenz komplexe Aufgaben übernehmen und sich flexibel an unterschiedliche Umgebungssituationen anpassen können. Sie werden vor allem dort zum Einsatz kommen, wo monotone, anstrengende oder gefährliche Arbeiten auszuführen sind – zum Beispiel in der Fertigung, in Lagerhäusern oder auf Baustellen. Ein großer Vorteil dieser menschenähnlichen Maschinen ist, dass bis auf die Frage der Stromversorgung die bestehende Infrastruktur weitergenutzt werden kann.
Wird autonomes Fahren tatsächlich schon bald Wirklichkeit werden?
Ja, davon gehe ich aus. In den USA gibt es schon jetzt Fahrzeuge, die mittels künstlicher Intelligenz völlig autonom im Straßenverkehr unterwegs sind. Tesla und Google setzen hier die Trends und entwickeln ihre Fahrzeuge ständig weiter. Mit jedem gefahrenen Kilometer lernt das System weiter dazu, und eines Tages wird es völlig sicher sein, sich in ein autonom fahrendes Auto zu setzen. Bis dahin sind jedoch auch noch rechtliche Fragen zu klären.
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