21.03.2017

Batterien: Drahtseilakt zwischen Profit und Verantwortung

Strom kommt aus der Steckdose. Was sich dahinter verbirgt, ist ein Drahtseilakt zwischen Produktion und Nachfrage. Gerät dieses Gleichgewicht aus der Bahn, kommt es zum Blackout. Und gerade die Stromproduktion aus erneuerbaren Energiequellen schwankt enorm. Eine Lösung für dieses Problem sind Energiespeicher, insbesondere Batterien. Letztere bieten den Vorteil, dass sie auch dezentral produzierten Strom – etwa von Solarzellen – effizient speichern können. Zudem machen sie den Strom mobil und können Benzin und Diesel in unseren Fahrzeugen ersetzen.

Im Gespräch erklärt Dominik Benedikt, Senior ESG-Analyst bei der Erste Asset Management, die Auswirkungen der steigenden Nachfrage nach Batterien in Bezug auf Umwelt, Soziales und Unternehmensführung.

Herr Benedikt, die Nachfrage nach Energiespeichern wächst. Wie ist es um ökologische und soziale Kriterien bei der Batterieherstellung bestellt?

Benedikt: Grundsätzlich haben sich mit erhöhten Speicherkapazitäten einige ökologische Risiken gemindert. Die heute dominierenden Lithium-Ionen-Batterien sind vergleichsweise ungiftig. Lithium ist zwar noch relativ günstig, doch der steigende Abbau hat beträchtliche Auswirkungen, was insbesondere auf einen hohen Wasserverbrauch zurückzuführen ist. Zudem kommen bei der Batterieherstellung Graphit und Kobalt zum Einsatz. Dies wirft soziale Probleme auf. Graphit wird vor allem in China unter fragwürdigen Arbeitsbedingungen hergestellt. Kobalt aus dem Kongo ist sogar ein potenzielles Konfliktmineral. Hier wären stärkere Kontrollmechanismen erstrebenswert. In der IT-Branche beispielsweise gibt es diese schon seit längerem.


Und wie lassen sich ökologische Probleme weiter mindern?

Benedikt: Der offensichtlichste Ansatz ist das Recycling. Leider wird die Verantwortung dafür noch immer zwischen Batterie- und Geräteherstellern hin- und hergeschoben. Ein Vorbild in dieser Hinsicht könnten bestehende Kooperationen zwischen Autoindustrie und spezialisierten Recycling-Unternehmen sein, etwa zwischen PSA und SNAM sowie Tesla und Umicor. Allerdings scheitert das Recycling branchenübergreifend noch an mangelnder Wirtschaftlichkeit. Einen tatsächlich geschlossenen Rohstoffzyklus scheint bisher nur Aquion, ein Hersteller von Salzwasserbatterien, erreicht zu haben. Das zeigt eine Cradle-to-Cradle-Zertifizierung. Die Alternative zum Recycling stellt die sogenannte „Second-Life“-Lösung dar. Leclanché, ein Schweizer Batteriehersteller, entwirft seine Batteriemodule so, dass sie nach ihrem eigentlichen Lebensende zu weniger anspruchsvollen Nutzungen eingesetzt werden können. An ähnlichen Lösungen arbeitet auch BMW: So sollen ausrangierte Autobatterien für Roboter in den Fabriken eingesetzt werden. Außerdem arbeitet der Autohersteller gemeinsam mit Bosch an stationären Energiespeichern aus alten Fahrzeugen. Dieser Zugang kann die Kosten der Elektromobilität deutlich senken.


Wie können Investoren diese Entwicklung fördern oder sogar davon profitieren?

Benedikt: Indem sie auf zukunftsträchtige Unternehmen setzen. Electrovaya beispielsweise ist ein kleines Unternehmen, dass mit seiner innovativen Technologie attraktives Wachstumspotenzial bietet. Das kanadische Unternehmen produziert Lithium-Ionen-Batterien, Batteriesysteme und Komponenten für die mobile und stationäre Energiespeicherung. Produktionsstätten werden zudem in Deutschland betrieben. Das Besondere bei diesem Unternehmen: Bei der Herstellung wird auf den technisch aufwendigen und energieintensiven Einsatz des häufig eingesetzten toxischen Lösungsmittels NMP (N-Methyl-2-Pyrrolidon) verzichtet. Damit wäre Electrovaya von potenziell strengeren Regularien zum Umgang mit toxischen Substanzen nicht betroffen. Darüber hinaus setzt das Unternehmen im Gegensatz zu seinen Wettbewerben sogenannte flexible keramische Separatoren ein – was den derzeit höchsten Sicherheitsstandard für Lithium-Ionen-Batterien und -Zellen darstellt. Damit ist es im Wettbewerb gut aufgestellt.

 

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